Neue Osnabrücker Zeitung – Der Tag vom 27.11.2020

STAND DER FORSCHUNG

Kann Corona beim Pupsen übertragen werden?

Von Maximilian Matthies, 27.11.2020, 07:50 UhrKönnen beim Pupsen Aerosole entweichen, über die Corona übertragen wird? 
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Canberra. Das Coronavirus überträgt sich durch Tröpfchen beim Sprechen oder Niesen – aber auch durch Flatulenzen? Was bislang darüber bekannt ist.

Während beim Husten, Niesen oder Sprechen Tröpfchen umher fliegen, kann nach Blähungen ein unangenehmer Geruch in der Luft hängen bleiben. Ist das bei er Ausbreitung des Coronavirus gefährlich? Kann man sich sogar über die Ausdünstungen des Darms anstecken?

Als eines der häufigen Symptome bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 gelten auch Magen-Darm-Beschwerden. Der australische Notarzt Andy Tagg warf bereits im April in einem Tweet die Frage auf, ob „Fürze von Leuten mit Corona still und tödlich sein können“? Der Mediziner meint: „Fürze können ein Aerosol-erzeugendes Prozedere sein!“ So könne es ähnlich wie beim Niesen oder Husten zu einer Tröpfcheninfektion kommen. Stimmt das?

Corona-Übertragung auf öffentlichen Toiletten

Wenn es um Risikoorte für eine Corona-Ansteckung geht, könnten öffentliche Toiletten eine Rolle spielen. Das legt zumindest eine Studie chinesischer Wissenschaftler nahe, deren Ergebnisse im Fachblatt „Physics of Fluids“ veröffentlicht wurde. Die Forscher untersuchten, wie sich kleine Schwebeteilchen beim Spülen einer Toilette in der Luft verteilen. Es sei möglich, dass Virus-belastete Aerosol-Wolken von anderen Menschen eingeatmet werden könnten, schließen sie. Studien zuvor hatten bereits gezeigt, dass der Stuhl von Infizierten Coronavirus-Material enthalten kann.

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Beim Spülen werden in der Toilette Wirbel erzeugt, die sich in Form von Aerosol-Wolken über der Schüssel fortsetzen – bis auf eine Höhe von knapp einem Meter, wo sie eingeatmet werden oder sich auf Oberflächen absetzen könnten. Aerosole sind ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft. Die wenige Mikrometer kleinen Tröpfchen können über eine Minute in der Luft schweben, wie die Forscher erläutern. Bei Toilettentypen mit zwei Wassereinflüssen flogen die Aerosole noch schneller nach oben. „Man kann davon ausgehen, dass diese Geschwindigkeit noch höher ist, wenn eine Toilette häufig benutzt wird, so etwa bei einer Familientoilette oder einer öffentlichen Toilette in einem dicht besiedelten Raum“, erklärt Ko-Autor Ji-Xiang Wang. Die Lösung sei indes einfach: Klodeckel vor dem Spülen schließen.

Doch wie verhält es sich beim Pupsen? 

Der Australier Tagg gibt zu bedenken, dass zu seiner These einer Ansteckung durch Flatulenz erst wenig fundierte Forschung existiere. Es sei noch kein Fall bekannt, bei dem das Coronavirus über Pupse übertragen wurde. Ganz auszuschließen sei der Übertragungsweg allerdings auch nicht.

Davon geht auch Matthias Riedl, Internist und Facharzt für Ernährungsmedizin, aus. Im Interview mit dem Gesundheitsportal „Fitbook“ sagte Riedl: „Wenn die Darmluft direkt ins Gesicht geht, ist eine Ansteckung nicht ausgeschlossen“ – allzu wahrscheinlich allerdings auch nicht. Zu Beginn der Erkrankung sei die Virusmenge im Darm meist nicht sehr groß, „und in späteren Stadien ist das Virus nicht mehr ansteckend“, so Riedl.